Wissenschaft Hypnose

Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Hypnose (DGH) und der Milton Erickson Gesellschaft für klinische Hypnose (MEG) wurde 2003 beim wissenschaftlichen Beirat Psychotherapie der Bundesregierung ein Antrag zur Anerkennung der Hypnotherapie eingereicht. Der Antrag wurde von einer Arbeitsgruppe unter Leitung von Prof. Dirk Revenstorf an der Universität Tübingen erstellt. Kurz zusammengefasst enthält der Antrag folgenden Inhalt:


"Hypnotherapie ist ein Verfahren, das einen differenzierten Kanon an Behandlungstechniken zur Verfügung stellt (Revenstorf & Peter 2001) und in verschiedenen psychologischen und neurobiologischen Bereichen theoretisch verankert ist. Die Beschreibung der Hypnose als theoretisch begründetes Verfahren basiert nicht auf einem einheitlichen Theoriegebäude, sondern auf Ergebnissen aus so verschiedenen Bereichen wie Wahrnehmungspsychologie, Gedächtnisforschung und Hirnforschung sowie der Psychotherapie.

 

Die Sichtung der empirischen Literatur zur Hypnotherapie macht deutlich, dass hypnotische Trance als Medium der therapeutischen Intervention hirnphysiologisch von anderen Bewusstseinszuständen, wie Imagination, Schlaf oder Entspannung unterscheidbar ist. Und zwar weisen die Befunde daraufhin, dass es bei hypnotherapeutischen Interventionen um eine Bearbeitung auf der Ebene des impliziten Gedächtnisses handelt (Halsband 2004). Daneben spielen auch soziale Faktoren eine Rolle, die mit der speziellen Übertragungssituation und der Ritualcharakteristik der Hypnose zusammen hängen.

Um die Wirksamkeit und Indikationsbreite der Hypnotherapie zu überprüfen, wurden ca. 200 kontrollierte Studien (RCT) mit Klienten mit unterschiedlichen Diagnosen gesichtet (Revenstorf et al. 2003). Die Daten zeigen als Hauptindikation der hypnotherapeutischen Verfahren bestimmte ICD-Kategorien, in denen die Wirksamkeit gut belegt ist, während in anderen Kategorien vielversprechende Behandlungs-Konzepte vorliegen, obwohl noch Effektivitätshinweise ausstehen. Viele Studien gibt es zu Angststörungen und zu den somatoformen Störungen, einige zu Ess-Störungen. Weiter gibt es Studien zur Substanzabhängigkeit, wobei die meisten solche zur Raucherentwöhnung sind. Bei Kindern wurde Hypnose zur Linderung der Nebenwirkungen der Tumorbehandlung und bei Enuresis untersucht. Im Präventivbereich ist der erfolgreiche Einsatz von Hypnose bei der Gewichtsreduktion zu nennen.

 

 

Eine Besonderheit der Hypnose ist ihr Einsatz in der Medizin bei der Schmerzbewältigung, aber auch bei somatischen Störungen mit psychischen Einflussfaktoren (z.B. Migräne, IBS). Darüber hinaus lassen die häufig günstige Kosten-/Nutzen-Relation und die Kombinierbarkeit mit Verhaltenstherapie und tiefenpsychologischen Therapieformen den Einsatz von Hypnose in der Therapie in vielfacher Hinsicht in eigenständiger und adjuvanter Form lohnend erscheinen. Es ist davon auszugehen, dass hypnotische Interventionen durch andere Verarbeitungsprozesse wirksam werden als kognitiv-verhaltenstherapeutische, indem sie die Verankerung von Umstrukturierungen und anderen Lernprozessen auf der impliziten Ebene fördern."